«Wollen wir das wirklich?»

Folter, Todesstrafe und sogar Lynchjustiz sind mit dem Krieg gegen den Terror wieder salonfähig geworden. Wie wir erst kürzlich gesehen haben, scheuen sich selbst angesehene DRS-Journalisten nicht, drastischen Massnahmen das Wort zu reden.

Andere haben die Zeichen der Zeit erkannt. Nahostexperte Erich Gysling (der vor Jahren auch durch merkwürdige Statements pro Todesstrafe aufgefallen ist) schreibt auf infosperber.ch:

Das alles aber kann nicht die Ermordung des Diktators rechtfertigen. So wenig, wie man die Tötung von Osama bin Laden gutheissen kann. Auch er, der Drahtzieher des al-Qaida-Terrors, hätte vor Gericht gehen und nicht erschossen werden sollen. Gleiches gilt für die vielen Terrorverdächtigen in Pakistan, Afghanistan, Jemen etc, die durch US-Drohnenangriffe eliminiert werden. Und für die Palästinenser, die Israel mit seinen Raketen tötet.

Ja, solche Leute vor Gericht zu stellen, Prozesse gegen sie zu führen, kostet Zeit und Geld. Aber wenn man sich zum Liquidations-Schnellverfahren bekennt, wenn man Verdächtige einfach so «um die Ecke bringt», dann begibt man sich auf die gleiche Ebene wie die Verbrecher auf der Gegenseite. Das Recht wird ausgehebelt, Wildwest verherrlicht, der Unterschied zwischen Rechts- und Unrechtsstaat vernebelt.

Wollen wir das wirklich, ist das die letzte Weisheit unserer Zivilisation?

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