John F. Kennedy –
eine Buchempfehlung

Wer sich durch den Warren-Report kämpft, den ersten offiziellen Untersuchungsbericht zum Mord an John F. Kennedy, verdient Respekt. Der Bericht ist 888 Seiten stark und phasenweise eine derart offensichtliche Vertuschungsaktion, dass es schwerfällt, dranzubleiben. Ich habe es nicht geschafft.

Das spielt aber keine Rolle. Mittlerweile sind die Lügen der Warren-Kommission gut dokumentiert. Weitere offizielle Untersuchungskommissionen (siehe unten) haben sich mit dem Tod Kennedys befasst und in einigen zentralen Aspekten des Falls bessere Arbeit geleistet. Und Dutzende von Journalisten haben die Freigabe hunderter Dokumente erreicht, welche die Schüsse von Dallas in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Es wäre allerdings ein Leichtes, ob all den Publikationen den Überblick zu verlieren – gäbe es da nicht ein neues Buch, das uns auf die Sprünge hilft. In «JFK – Staatsstreich in Amerika» werden auf 260 Seiten die wichtigsten belegbaren Informationen zum Thema zusammengetragen und analysiert. Es entsteht ein Bild, das deutlicher nicht sein könnte: Lee Harvey Oswald hat John F. Kennedy definitiv nicht erschossen. Er war auch nicht der Kommunist, den zu sein er vorgab. Alles spricht dafür, dass Oswald ein inoffizieller Mitarbeiter der CIA war und gezielt zum Sündenbock aufgebaut wurde. Kennedy hatte mit seinem wachsenden Wunsch nach Frieden und Abrüstung den Komplex aus Militär, Rüstungsindustrie und Geheimdiensten derart gegen sich aufgebracht, dass er sterben musste.

Verschwörungstheoretiker?

Geschrieben hat das Buch der deutsche Journalist und Autor Mathias Bröckers. Genau, jener Bröckers, der dank seinen Publikationen zu 9/11 unter Kollegen den Ruf des Oberverschwörungstheoretikers «geniesst». Jene Kollegen, die es 12 Jahre nach 9/11 immer noch nicht geschafft haben, einen kritischen Blick auf das Geschehene zu werfen. Jene Kollegen, die auch nach 50 Jahren immer noch an das Lee Harvey Oswald-Märchen glauben.

Zugegeben: Mathias Bröckers ist ein spezieller Zeitgenosse. Er ist wenig begeistert, wenn man seine Arbeit hinterfragt. Er neigt dazu, in seiner (mehr als berechtigten) Kritik an Journalisten unter die Gürtellinie zu gehen. Und leider finden sich in seinen Publikationen hin und wieder Passagen, die schludrig recherchiert sind.

Trotzdem: Mathias Bröckers ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Journalisten unserer Zeit. Was er zu 9/11 publiziert hat, war nicht nur mutig und geistreich; Bröckers hat die zahlreichen wunden Stellen als einer der Ersten gesehen und zu Papier gebracht, seine Kritik von damals erweist sich heute als praktisch ausnahmslos richtig. Wie er die Fülle an Material zu Kennedy auf das Wesentliche reduziert und analysiert, wie er aufzeigt, weshalb der Mord bis heute relevant ist, ist hervorragend und macht das Buch zu einem «Must-Read».

Schweizer Medien: erbärmlich!

Ganz anders die Schweizer Medien. Wer sich die Berichterstattung zum 50. Jahrestag ansieht, dem fällt nur ein Wort ein: erbärmlich! Kein einziger Journalist spricht Klartext. Dabei müssten eigentlich allein die Befunde zweier späterer offizieller Untersuchungskommissionen – des «House Select Commitee of Assassinations» (HSCA, 1977) und des «Assassination Records Review Board» (ARRB, 1998) – genügen, um den Betrug der Warren-Kommission zu entlarven und die noch lebenden Mitglieder hinter Gitter zu bringen. Das ARRB hat beispielsweise anhand der manipulierten Autopsiefotos Kennedys eine Verschwörung auf höchster Ebene bewiesen. Bröckers schreibt dazu: «Warum diese Fälschungen, wenn es klar ist, dass ein Kopfschuss von hinten, den der Einzeltäter Lee Harvey Oswald aus dem 6. Stock des Schulbuchlagers an der Daley Plaza in Dallas abfeuerte, für den Tod verantwortlich war?»

Gute Frage. Aber statt den Lesern solche (und viele andere) Fakten zu präsentieren, verlieren sich die Schweizer Medien mehrheitlich in Lügen und Seitenhieben gegen Verschwörungstheorien.

Beispiel 1: Die «Berner Zeitung» widmet einem ehemaligen Mitglied der Warren-Kommission, Richard M. Mosk, eine Doppelseite. Journalist Jon Mettler fragt zwar hie und da kritisch nach, aber alles in allem lässt er Mosk eine Lüge nach der anderen erzählen. Am Schluss hat der Leser das Gefühl, das alles sei die reine Wahrheit, alternative Theorien seien Blödsinn. Der Höhepunkt des Interviews: Mettler fragt «Wie schnell zeichnete sich die These des Einzeltäters ab?» Mosk antwortet: «Um ehrlich zu sein, sind wir von Anfang an von dieser Prämisse ausgegangen. Oswalds Verhaftung unmittelbar nach dem Attentat und seine Ermordung durch Jack Ruby liessen einen starken Anfangsverdacht zu. Wir mussten dann herausfinden, ob es Beweise für eine andere Beteiligung am Attentat gibt.» Was entgegnet Mettler auf diesen vielsagenden Nonsense? Natürlich nichts.

Beispiel 2: Wer denkt, wenigstens ein paar der jungen Journalisten wären offener/fundierter, der irrt. Auch David Bauer und Christof Moser, zwei Schweizer Vorzeigejournalisten der Generation 2.0, verhalten sich alles andere als vorzeigewürdig. Sie verlinken zum Jahrestag auf «KillingKennedy», mit dem Kommentar: «Of all the specials and opulent interactives commemorating JFK’s death fifty years ago, this is the one you need to see». Leider ist «Killing Kennedy» der Film zum Buch «Killing Kennedy – The End of Camelot» von Bill O’Reilly. O’Reilly ist Moderator bei Fox News, ein ultrarechter Tea-Party-Anhänger und Kreationist, dem Wissenschaft ein Greuel ist. «Killing Kennedy» ist also sicherlich nicht die erste Wahl, wenn man sich für den Fall interessiert, sondern die letzte.

Beispiel 3: Einen unfassbar dummen Beitrag beschert uns SRF4 News in seiner Zeitblende. Matthias Heim befragt Manfred Schneider (Professor für Literatur- und Medienwissenschaften an der Universität Bochum) ganz generell zu Attentaten und ihren Auswirkungen. Dabei kommt auch JFK zur Sprache. Heim sagt: «Die Fakten rund um dieses Attentat waren ja eigentlich wenige Stunden nach dem Ereignis bereits klar». Dann wird ein Kommentar des damaligen US-Korrespondenten Heiner Gautschi eingespielt. Für Gautschi gibt es zwei Tage nach dem Attentat keine Zweifel an Oswalds Täterschaft. Anschliessend sagt Heim: «Eigentlich waren die Fakten klar und trotzdem hat ja dieses Attentat auf John F. Kennedy ein so grosses Echo ausgelöst, Raum gelassen für so viele Spekulationen, wer dahinter stehen könnte. Manfred Schneider, worauf führen Sie das zurück?» Schneiders Antwort: «(…) Alle diese Spekulationen hatten zu tun mit der Deutung, dass eben ein einzelner Mann, dieser unglückliche Lee Harvey Oswald, ganz offensichtlich der Alleintäter war und wie die Last einer solchen weltpolitischen Katastrophe auf den Schultern eines eigentlich so armseligen Mannes ruhen könnte, das gab eben so viele Rätsel auf.» Mit anderen Worten: Was nach zwei Tagen «klar» schien, ist für Heim und Schneider 50 Jahre später selbstverständlich immer noch klar und nichts als die Wahrheit.

Solche Leute nennen sich Journalist und Wissenschaftler.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Justiz, Medien, Medienkritik, Politik und getagged , . Bookmarken: Permanent-Link. Kommentieren oder ein Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

Ein Trackback

  1. Von JFK Feedback : Mathias Broeckers am 13. Dezember 2013 um 00:01

    […] sowie im Deutschlandradio,  in der Kölnischen Rundschau, derFrankfurter Rundschau,  und im Blog von Stefan Schaer. Mein Lieblings-Finanzjournalist Max Keiser hat dankenswerter Weise  das Gespräch mit Peter Dale […]

Ihr Kommentar

Die Eingabe der Kontaktinformationen ist nicht nötig. Die Angaben helfen uns aber, bei Bedarf mit Ihnen in Kontakt zu treten. Ihre E-Mail-Adresse wird unter keinen Umständen veröffentlicht oder weitergegeben.

Sie können die folgenden HTML-Tags und Attribute verwenden: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>