Patrik Müller versteht
den Unterschied nicht

«Wo bleiben die Demonstrationen gegen Islamisten?» fragt Patrik Müller, Chefredaktor der Schweiz am Sonntag. Schnell wird klar: Es geht gegen jene, denen die Ereignisse in Gaza Sorgen machen, gegen jene, die gegen das Blutbad demonstriert haben.

Müller schreibt:

In den letzten Wochen gingen in ganz Europa Zehntausende von Israel-Kritikern auf die Strasse, um gegen die Angriffe im Gaza-Streifen zu protestieren und sich mit den Palästinensern zu solidarisieren. Auch in der Schweiz kam es zu solchen Demonstrationen, erschallten «Allahu Akbar»-Rufe («Gott ist gross»).

Was bitte haben «Allahu Akbar»-Rufe mit dem Sinn oder Unsinn einer Demonstration zu tun? Ganz einfach: nichts. Aber Müller unterstellt den Demonstranten damit (falsche?) Islam-Freundlichkeit – perfid.

Jetzt fragt man sich: Warum schreit niemand auf, wo Islamisten Gräueltaten an religiösen Minderheiten begehen?

Leider versteht Patrik Müller den Unterschied nicht. Er versteht den Unterschied zwischen dem Terror extremistischer Gruppen und dem Terror von Staaten nicht. Er versteht nicht, dass es fundamental anders ist, ob der Terror von einer halbwegs bewaffneten Fanatikertruppe wie der IS ausgeht, oder von einem Staat wie Israel, der zur westlichen Wertegemeinschaft gehört und sich auf demokratische Grundsätze beruft, einem UNO-Mitglied mit diplomatischen Vertretern, einem hochpotenten Militär mit Atombombe, einem Land, das seit Jahrzehnten Krieg führt.

Klar, wir könnten in Europa auch gegen den IS demonstrieren. Nur: An wen soll sich der Protest richten? Und vor allem: Wen sollen wir überzeugen? Kennen Sie jemanden, der die Schandtaten der IS gut findet, Herr Müller?

Aber eben, Patrik Müller versteht den Unterschied nicht. Zum Schluss seines Kommentars schreibt er:

Wie fürchterlich die Lage für die Menschen in den vom IS kontrollierten Gebieten ist, zeigt die Reaktion von Barack Obama. Der Friedensnobelpreisträger, der die US-Armee 2011 aus dem Irak abgezogen hatte, konnte nicht anders, als Luftangriffe fliegen zu lassen. Es gehe darum, sagte der US-Präsident, einen Völkermord zu verhindern.

Es würde leider nicht erstaunen, wenn die ersten Demonstrationen auf europäischem und Schweizer Boden nicht gegen die Terrorbanden der IS gerichtet wären, sondern gegen die US-Militärintervention.

Was für eine dreiste Beleidung jener, die es sich erlauben, gegen das Morden in Gaza zu demonstrieren. Ob Sie es glauben oder nicht, Herr Müller: Die meisten Demonstranten haben weder «Allahu Akbar» noch antiamerikanische Parolen gerufen.

Zudem: Wenn der Friedensnobelpreisträger aus den USA tatsächlich dermassen am Verhindern von Morden interessiert ist, weshalb greift er in Gaza nicht ein? Ist die Lage dort nicht fürchterlich genug? Genügen Hunderte von toten Zivilisten nicht für eine Reaktion? Wieso machen die USA einen Unterschied? Und vor allem: Wieso machen Sie einen Unterschied, Herr Müller? Anders gefragt, in Analogie zu Ihren Worten: Wo bleibt Ihre Forderung nach einem militärischen Eingreifen der USA?

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