Der Fall Müller – Patrik Müller

Die Selfies von Geri Müller haben Potenzial. Das Potenzial, den Aargauer Stadtammann und Nationalrat seine Karriere zu kosten. Und leider auch das Potenzial, zu einem Fall Patrik Müller zu werden. Letzterer ist Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag» und hat die Lawine mit seinem Artikel ins Rollen gebracht.

Man kann sicher geteilter Meinung darüber sein, ob Nacktbilder aus dem Amtshaus für einen Rücktritt reichen oder nicht. Ich finde Nein. Ich finde die Selfies moralisch weniger verwerflich als z.B. die Steueroptimierungen von Bundesrat Johann Schneider-Amman oder die schwarzarbeitende Putzfrau von SVP-Nationalrat Hans Fehr.

Was für Geri Müller schwer wiegt, ist Patrik Müllers Vorwurf des Amtsmissbrauchs. Ein Vorwurf, der sich schon am Montag, nach einem Artikel in der NZZ, weitgehend erledigt hat. Die Frage ist: Verfügte Patrik Müller, als er seinen Artikel veröffentlichte, noch nicht über diese Informationen oder hat er sie uns bewusst vorenthalten, weil der Artikel dann nicht sexy genug gewesen wäre? In beiden Fällen sieht Müller, Patrik Müller, schlecht aus.

Jetzt, nach der Pressekonferenz von Geri Müller, scheint mir eines wahrscheinlich: Patrik Müller hätte seinen Text, der einer politischen Hinrichtung gleichkommt, auf dem damaligen Faktenstand wohl nicht bringen dürfen – ganz egal, ob man Geri Müller oder der beteiligten Frau glaubt. Das sehen offenbar auch die Redaktionen von Blick und Weltwoche so. Die beiden Blätter, die sonst eher unzimperlich sind, verfügten auch über die Müller-Selfies und haben auf eine Publikation verzichtet. Das sagt eigentlich schon alles.

Patrik Müller muss man vorwerfen, dass er publiziert, bevor er die Fakten kennt. Er hat es offenbar unterlassen, ein paar entscheidende Fragen zu klären:

  1. Wer ist die Frau, mit der Geri Müller diese «Affäre» hatte?
  2. Was war das für eine Beziehung?
  3. Weshalb und wie ist die Beziehung zu Ende gegangen?
  4. Welche Motive stecken hinter der Verbreitung der Nacktbilder und der Gespräche?

Ohne zu wissen, wer diese Frau ist und was ihre Motive sind, hat sich Patrik Müller der Gefahr ausgesetzt, selbst zum Opfer zu werden. Jedenfalls scheint der Fall Müller (Geri) mit jeder neuen Information, die auftaucht, zu einem Fall Müller (Patrik) zu werden.

Der Club von heute Abend auf SRF – mit beiden Müllern – darf mit Spannung erwartet werden.

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