Markus Spillmann hat den Rechtsstaat
aus den Augen verloren

Terror ist immer auch eine Kommunikationsstrategie …

… schreibt NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann in seinem Kommentar zum IS. Das stimmt – eine Kommunikationsstrategie, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Ebenso, wie 13 Jahre Krieg gegen den Terror deutliche Spuren hinterlassen haben – bei Journalisten wie Markus Spillmann:

In der Tat kann man es als ebenso feige bezeichnen, wenn amerikanische Soldaten vom klimatisierten Bunker in Arizona aus mit ferngesteuerten Drohnen Terrorverdächtige in der jemenitischen Wüste töten und dabei auch zivile Opfer in Kauf nehmen, weil die «Chirurgie» des Raketenangriffes nicht präzise genug war.

Nein, Herr Spillmann, man «kann» es nicht als feige bezeichnen, man «muss» es in aller Form verurteilen. Hinrichtungen ohne Anhörung, ohne Verteidigung, ohne Prozess, ohne Nichts liegen einfach nicht drin, egal, ob sie vom IS, von Geheimdiensten, Regierungen oder von wem auch immer verübt werden. Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Selbst wenn bei den US-Drohnenangriffen keine Zivilisten getötet würden, müsste man gegen diese Morde anschreiben.

Markus Spillmann macht das Gegenteil, er zeigt Verständnis:

Der feine Unterschied in einer solchen Argumentation aber bleibt, dass das eine dem Kampf gegen die Bedrohung von Freiheit und Menschenwürde dient, welche das andere – weil als lässlich und dekadent empfunden – gewaltsam zerstören will.

Kann Freiheit und Menschenwürde tatsächlich durch feige Morde, die jede Menge Unschuldige treffen, verteidigt werden, Herr Spillmann? Wohl kaum. Eine Aussage, die – zumal von einem NZZ-Chefredaktor – nicht unsinniger und erschreckender sein könnte.

Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort – die Häscher sind nicht wählerisch, sie scheuen auch nicht davor zurück, ganze Gruppen, auch Frauen und Kinder, mit dem Tod zu bedrohen.

Genau das lässt sich auch über US-Drohnenangriffe sagen. «Nicht wählerisch» sind offenbar nicht nur IS-Häscher, sondern auch Journalisten. Denn wie schon an anderer Stelle festgehalten: Ob Menschen durch Drohnenattacken, während der Folter in geheimen Gefängnissen oder durch öffentliche Hinrichtungen sterben, ändert für sie selbst und ihre Angehörigen nichts. Was ändert, ist unsere Wahrnehmung. Die mediale Aufbereitung definiert die Reaktion – auch jene von Markus Spillmann. Während es Tausende von Unschuldigen, die durch US-Drohnen verletzt oder getötet werden, kaum in die Randspalten der NZZ schaffen, sorgen die IS-Morde für den totalen Medienamok – bloss, weil eine Kamera dabei war.

Ja, «Terror ist immer auch eine Kommunikationsstrategie», die uns vom rechtsstaatlichen Weg abzubringen droht. Bei Markus Spillmann ist das offensichtlich schon passiert.

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