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Robert Misiks Eintopf
«Mainstream-Medien» – ein Schimpfwort. Meines Erachtens völlig zu Recht. Erstens gibt es ihn, den Hauptstrom, und zweitens neigt er dazu, alles, was sich ihm in den Weg stellt, mitzureissen. Das ist in den letzten Monaten, in der Berichterstattung zu den Konflikten in der Ukraine und in Syrien, überdeutlich geworden.
Je berechtigter Kritik ist, desto lauter schreien jene, die sich angesprochen fühlen. Woche für Woche versucht uns irgendwo irgendjemand klar zu machen, dass der Mainstream als solcher eine Einbildung, dass Kritik an herkömmlichen Medien und ihren Inhalten per se unlauter ist.
Während auf Blogs und auf Webportalen teilweise fundiert und differenziert argumentiert wird, tun die «Verteidiger» herkömmlicher Medien gerne das Gegenteil: Sie diffamieren, stellen alle Kritiker in die Verschwörungsecke – ohne jede inhaltliche Auseinandersetzung. Dabei ist nur schon die Unterscheidung zwischen Journalisten, die ausserhalb herkömmlicher Medien schreiben, und solchen, die es für herkömmliche Medien tun, hanebüchen. Wieso sollten die einen besser, fundierter, glaubwürdiger sein als die anderen?
Das jüngste Beispiel eines Anti-Anti-Mainstream-Texts finden wir in der NZZ. Unter dem Titel «Der ‹mediale Mainstream› – Realität oder Phantasma?» liefert uns der österreichische Journalist und Schriftsteller Robert Misik – eigentlich kein typischer Vertreter herkömmlicher Medien – ein Stück, das nicht exemplarischer, widersprüchlicher und diskursfeindlicher sein könnte.
Im Lead lesen wir:
Mit anderen Worten: Wer gegen eine vom Grossteil der Medien verbreitete Meinung anschreibt, sucht Aufmerksamkeit, nichts mehr, nichts weniger. Ganz sicher hat er weder brauchbares Wissen zu vermitteln, noch ist er in der Lage, die Welt um ihn herum realistisch einzuschätzen.
Was in Misiks Text folgt ist eine Aneinanderreihung von Plattitüden und Diffamierungen, immer absolut gemeint, immer alle betreffend. Seine Wortwahl ist bezeichnend: Die Kritiker «predigen», «misstrauen allem, was in Zeitungen oder in ordentlich gebundenen Büchern steht», sind «Mainstream-Verächter», «glauben jeden Unsinn», «wollen ihre Kritiker mundtot machen», treiben sich auf «bizarren Internetportalen» herum, «verrühren ein paar zusammengeklaubte Fakten», fühlen sich dabei «wie ein nonkonformistischer Held» – und so weiter und so fort. Der Höhepunkt in Misiks Rundumschlag:
Unterste Schublade. Leider ist Robert Misik typisch für die Anti-Anti-Mainstream-Schreiber: Wer inhaltlich nichts zu bieten hat, geht gerne unter die Gürtelline. Und vor allem macht Misik in seinem Text genau das, was er den Mainstream-Kritikern vorwirft: Er wirft alle in einen Topf.
Doch plötzlich, völlig unerwartet, dreht der Wind in Misiks Text. Was bis hier definitiv und absolut getönt hat, ist von einer Zeile auf die nächste anders. Misik schreibt:
Das ist zwar ein Widerspruch in sich – entweder ist etwas Unsinn, oder es ist in Teilen wahr. Aber was solls, denn jetzt wirds interessant:
Da kommen wir der «Wahrheit» schon gefährlich nahe. Genau dieser Korridor ist das Problem. Definiert wird er nicht in den Chefetagen von Verlagen und Redaktionen, definiert wird er in den Köpfen von Medienschaffenden. Viele Journalisten sind Diven, kritisieren gerne, scheuen aber gleichzeitig Kritik an eigenen Texten wie der Teufel das Weihwasser. Sie fürchten um den eigenen Ruf unter Berufskollegen, verbieten sich deshalb krampfhaft selbständiges Denken. Kurz: Sie bewegen sich … im Mainstream.
Das sieht plötzlich auch Misik so (oder ähnlich), plötzlich lesen wir wahrhaft wahre Wort:
Genau! In fünf Sätzen bringt Misik zum Schluss seines Texts das Problem auf den Punkt – und führt alles vorher Gesagte ad absurdum.