«Miteinander reden» geht anders

Jetzt, da Barack Obama und Wladimir Putin eifrig am Revival des Kalten Kriegs in Europa arbeiten, will der US-Präsident diesen in der Karibik offenbar beenden. Nicolas Richter, USA-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung», bezeichnet das in seinem «Tages-Anzeiger»-Kommentar als «historisch und richtig». Finde ich auch. Dann hat es sich aber mit der Zustimmung.

Richter schreibt:

Wenn Obama nun die Beziehungen normalisieren lässt, dann erkennt er nur das Offensichtliche an – dass nämlich das Experiment ewiger Isolation gescheitert ist. Anders als erhofft hat die Blockade das Regime eher gestärkt als geschwächt, und der Kuba-Boykott war zuletzt nur noch ein Ärgernis für Menschen auf beiden Seiten, für getrennte Familien, Touristen, Geschäftsleute, ein künstliches, menschenfeindliches Relikt aus einer anderen Zeit.

«Zuletzt»? Zudem: Ein Schritt Obamas in Richtung Kuba war absehbar, die offensichtlichen Motive dafür sind ganz andere, als uns Richter weismachen will.

Die Amerikaner haben Obama auch wegen seiner Überzeugung gewählt, dass man Konflikte löst, indem man miteinander redet. Diesen Ansatz hat der Präsident nicht immer in Erfolge ummünzen können, siehe seinen «Neustart» mit Russland oder die stockenden Atomgespräche mit dem Iran. Am Beispiel Kubas kann Obama jetzt beweisen, dass er recht hat.

Sorry, aber diesen Ansatz hatte Barack Obama schon vergessen, als er die Tür zum Oval Office das erste Mal hinter sich schloss. Zur Erinnerung: Kaum war er im Amt, nahm die Zahl der Drohnenmorde (Beispiel Pakistan) eklatant zu, bis heute hat der Friedensnobelpreisträger (mindestens) sieben Länder bombardiert. «Miteinander reden» geht anders.

Ja, das Regime [in Kuba] ist undemokratisch und begeht Menschenrechtsverletzungen – aber das gilt auch für etliche andere Staaten, die sich Partner und sogar Verbündete Amerikas nennen, etwa Saudiarabien.

Das stimmt, gilt aber vor allem auch für die USA selbst, Herr Richter. Keine zwei Wochen ist es her, seit der CIA-Folterbericht veröffentlicht worden ist. Schon vergessen?

Richter beschliesst seinen Kommentar mit:

Obama aber hat zuletzt bewiesen, dass er das Geschrei seiner Gegner nicht mehr ernst nimmt. Es ist das grosse Privileg jener, die nur noch zwei Jahre im Weissen Haus sind: Sie können endlich genau das tun, was sie für richtig halten.

Angesichts dessen, wie sich diverse Konflikte entwickeln, bin ich nicht sicher, ob ich wirklich wissen möchte, was Obama für richtig hält.

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