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Islamischer Staat: Schweizer
Medien stellen sich blind
Der Islamische Staat (IS) hinterlässt eine Spur des Grauens. Wie damit seitens der Presse umgegangen werden soll, ist sicher nicht einfach zu beantworten. Was Schweizer Medien bieten, ist allerdings meist unterirdisch, die (gewollte?) Naivität, die uns entgegenschlägt, schwer zu ertragen. Jüngstes Beispiel: Der Kommentar von Christof Münger, Co-Leiter International beim «TagesAnzeiger», vom vorletzten Samstag. Er schreibt:
Das sind wahrlich zivilisierte Vorstellungen. Und konstruktive dazu. In zerstörten Gegenden finden die Menschen am einfachsten zu Vernunft und Frieden. Zudem: Es ist nicht nötig, diese Leute in die Steinzeit zu bomben, Herr Münger, das hat der Westen in weiten Teilen Iraks und Syriens bereits getan. Und tut es weiterhin. Deshalb radikalisieren sich mehr und mehr junge Muslime.
Statt den Realitäten internationaler Macht- und Wirtschaftspolitik in die Augen zu schauen, spürt man auch bei Münger immer wieder Dankbarkeit für den «Einsatz» der USA im Nahen Osten. Schliesslich bringt das Land ja riesige Opfer. So war vor ein paar Tagen überall zu lesen:
Einzelne Medien haben im Detail aufgelistet, für was das Geld der US-Steuerzahler verwendet wird. «Vergessen» ging dabei einmal mehr die wichtigste Frage: Wer hat diese 2,7 Milliarden Dollar verdient? Anders gefragt: Wem nützt der Krieg? Wer ist daran interessiert, den Nahen Osten Schritt für Schritt zu destabilisieren?
Die Antwort auf diese Frage wäre umso interessanter, als in den letzten Wochen klar geworden ist, dass der IS nicht einfach aus dem Nichts entstand. Er ist vielmehr das Produkt gezielter westlicher Unterstützung für Extremisten im Kampf gegen Assad. Der Westen hat das Entstehen des IS nicht nur in Kauf genommen, sondern direkt gefördert. Dies zeigt ein geheimes Pentagon-Papier, das die Plattform Judicial Watch veröffentlicht hat (1, 2, 3, 4).
Wie eng die Verbindung westlicher Regierungen/Geheimdienste mit den Extremisten des IS tatsächlich ist, hat zudem kürzlich ein gescheiterter Prozess in London deutlich gemacht (1, 2). Vor Gericht stand ein Mann, dem die Unterstützung einer syrischen Rebellengruppe vorgeworden wurde. Nachdem klar geworden war, dass der britische Geheimdienst dieselbe Rebellengruppe bewaffnet hatte, wurde das Verfahren eingestellt. Die Argumentation der Verteidigung – «Was der Britischen Regierung erlaubt ist, darf einem Staatsbürger nicht verwehrt bleiben» – überzeugte das Gericht … Der «Guardian» schreibt:
Der IS ist also, wie viele andere Konflikte und Extremistengruppen dieser Welt, ein Produkt des Westens. Who cares – in der Schweizer Mainstream-Presse findet sich eine einzige Erwähnung des Pentagon-Papiers, keine Erwähnung des Prozesses in London, die Suche nach Hintergrundartikeln bleibt vergeblich. Alles, was ein differenzierteres Bild auf die Situation in Nah-Ost ermöglichen würde, wird ausgeblendet. Anstatt sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, berichten «Blick», «TagesAnzeiger», «NZZ» und wie sie alle heissen, Tag für Tag von neuen Gräueltaten des IS.
Die Medien drücken sich konsequent vor der Frage, wieweit Konflikte vom militärisch-industriellen Komplex und seinen Vertretern in den Regierungen dieser Welt nicht nur genutzt, sondern bewusst initiiert und/oder bewusst am Leben erhalten werden. Dabei ist die Antwort auf diese Frage, auch dank den neusten Enthüllungen, mittlerweile klar: Es geht darum, nie ein Vakuum an Feinden für die USA und ihre Verbündeten entstehen zu lassen. Nur gefährliche, brutale Gegner rechtfertigen die horrenden Ausgaben für Rüstung, rechtfertigen Militärbasen in aller Welt, rechtfertigen globalen Einsatz für die «Sicherheit» des eigenen Landes.
Glenn Greenwald, der Whistleblower Edward Snowden in die Medien brachte, hat vor einem Jahr zum Einsatz gegen den IS geschrieben: