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Peter Hosslis Märchenstunde
Samstagmorgen, ich klicke auf die «Blick»-App und staune. Da steht, notabene als eine der Hauptschlagzeilen:
Der Lead von Autor Peter Hossli stimmt mich erwartungsfroh:
Cool, endlich mal wieder richtige Satire, denke ich mir. Leider stelle ich beim Weiterlesen schnell fest: Nein, das ist kein satirischer Text, das ist ernst gemeint – ernst gemeint, nicht lustig, voller Fehler und Märchen.
Peter Hossli schreibt:
Was nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte. Offiziell sagt Clinton, er hätte Bin Laden töten können, es aber nicht getan, weil viele unbeteiligte Opfer zu beklagen gewesen wären (1). Das mag stimmen oder nicht. Aber: Zu behaupten, Clinton habe wegen seiner Lewinsky-Probleme aussenpolitisch komplett das Interesse verloren und sei inaktiv geblieben, ist einfach nur totaler Blödsinn. Zum Beispiel Wikipedia schreibt:
Was solls! Weiter im Text:
Das stimmt, ist aber alles andere als eine neue Erkenntnis.
Das Datum stimmt, der Rest ist ein Märchen, das auch andere gerne verbreiten, weil sie sonst ihr 9/11-Bild überdenken müssten. Mittlerweile ist klar, dass
Kurz: Wer glaubt, die diversen Warnungen seien von den höchsten Stellen in den USA bloss ignoriert worden, der ist an Naivität nicht zu überbieten.
Wie kann ein Journalist mit all den Informationen (1, 2, 3), die heute zum Ursprung des Irakkriegs vorliegen, noch versuchen, uns weiszumachen, Bush, Rumsfeld und Cheney seien aus Rache- oder purer Kriegslust im Irak einmarschiert? Es ging und geht um Öl, um Geopolitik, es geht um endlosen Krieg, der dem übermächtigen militärisch-industriellen Komplex Milliardengewinne bringt (1).
Auch dieser Abschnitt ist Fiktion. Es ist mittlerweile ausreichend belegt, dass der Westen das Entstehen des IS nicht nur in Kauf genommen, sondern direkt gefördert hat. Dies zeigt zum Beispiel ein geheimes Pentagon-Papier, das die Plattform Judicial Watch veröffentlicht hat (1, 2, 3). Zu sagen, der IS sei unbemerkt entstanden, ist totaler Nonsense.
Abstruser gehts nicht mehr. Lähmte der Friedensnobelpreis Obama so stark, dass er deswegen
Armer gelähmter Barack Obama … Noch schlimmer geht es seinen «Feinden» – die meisten sind inzwischen tot.
Das ist, zumindest, eine arge Vereinfachung der Situation. Was auch immer Obamas Absichten in Syrien sind – selbst wenn er wollte, könnte er den Bürgerkrieg nicht einfach so beenden. Zu viele Lager mischen mit, zu viele internationale Interessen sind offensichtlich betroffen.
Zum Schluss beglückt uns Hossli mit einer Brüller-Pointe:
Sehr witzig … Im Ernst, was Peter Hossli mit seinem Lewinsky-Text abliefert, ist im besten Fall eine Märchenstunde, die zeigt, auf welchem Informationsstand sich die meisten Journalisten bewegen. Im schlechtesten Fall ist es Geschichtsklitterung und Irreführung der Leser.
Hossli hat weder auf Twitter noch auf Facebook auf die zum Teil bösen Rückmeldungen zu seinem Artikel reagiert. Wen wunderts. Auf seiner Website beschreibt sich Hossli zwar als «a curious reporter who always finds a good story». Wenigstens in diesem Fall war er aber weder neugierig, noch fand er eine gute Story – bestenfalls erfand er sie. Oder, um auf dem Pointen-Niveau zu bleiben: Dieser Text ging gründlich in die Hossli.