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Constantin Seibt:
Bullshit am Laufmeter
Constantin Seibt hat einen offenen Brief verfasst. Einen Aufruf an alle Amerikaner in der Schweiz, Hillary Clinton und nicht Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA zu wählen. So weit, so okay. Das Problem an Seibts Text ist nicht, dass er für die eine Seite Stellung bezieht. Das ist richtig und wichtig. Das Problem ist, wie er es tut und wie er mit der Kritik an seinem Text umgeht.
Seibts endlos lange Schwärmerei für die USA ist voller Klischees und voller Kitsch. Vor allem aber enthält sie keinerlei Reflexion dessen, was US-Politik in der Welt anrichtet, wer Hillary Clinton ist und wofür sie steht.
Bezeichnend ist, wie Seibt seinen Text auf Facebook bewirbt:
«A love letter to the Shining City upon a Hill» – wie man nach 15 Jahren Krieg gegen den Terror (mit mehr als einer Million Toten), nach Folter- und Abhörskandalen, immer noch in dieses Land verliebt sein kann, ist mir ein Rätsel. Ja, in den USA gibt es aussergewöhnlich Gutes/Innovatives. Und ja, die USA sind ein Land voller Narben. Vor allem aber sind sie ein Land, das der Welt seit Jahrzehnten eine Narbe nach der anderen zufügt (1, 2).
Ernüchternd ist auch, wie Seibt mit der Kritik umgeht, die ihm auf Facebook entgegenschlägt. Auf die Bemerkung eines Kommentierenden, Seibt habe sein neues Baby, das Medien-Startup «Project R», mit diesem Text bereits wieder beerdigt, antwortet er:
Will heissen: Seibt darf jederzeit laut sein, provozieren und widersprechen (was er hoffentlich mit «Project R» auch tun wird!). Sollten wir uns aber erfrechen, pointiert anderer Meinung zu sein, dann ist das etwas ganz Anderes. Seibt hat offensichtlich ein Problem damit, wenn er für einmal nicht in den Himmel gelobt wird. Und er versteht nicht, dass das, was er gerade publiziert hat, nicht irgendein Text ist, den man als diskursfreudiger Zeitgenosse aushalten sollte, sondern so ziemlich das Schlimmste, was uns ein europäischer Journalist vorsetzen kann. Denn: Was könnte schlimmer sein, als über zahllose Kriegsverbrechen einfach hinwegzusehen und die USA, die allein unter Barack Obama sieben Länder bombardiert haben, als «the Shining City upon a Hill» zu bezeichnen?
Statt in irgendeiner Form konstruktiv auf die Kritik einzugehen, legt Seibt auf Facebook nach:
Tut mir leid, aber billiger, platter und gewissenloser gehts nicht mehr. Immerhin wissen wir jetzt: Seibt ist auch einer von denen, die Regime-Change-Kriege der NATO/USA tipptopp finden. Er ist auch einer von denen, die immer noch an das Märchen der humanitären Interventionen glauben (1, 2, 3, 4, 5). All diese Kriege, all diese Drohnenangriffe (1, 2, 3), sind zwar illegal (sprich ein Verbrechen) und hinterlassen Zerstörung, Chaos und Extremismus. Aber was solls, «the Shining City upon a Hill» wird schon wissen, was richtig ist. Im Ernst: Was Seibt schreibt, ist nicht einfach eine andere Meinung, es ist Schönfärberei übelster Verbrechen und Geschichtsklitterung. Nichts weniger.
Kürzlich hat Seibt gesagt, er wolle sein Medien-Startup «wach, intelligent, ohne Bullshit». Leider produziert er momentan höchstpersönlich Bullshit am Laufmeter. Good luck, Herr Seibt!