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Kurt W. Zimmermann: schlechter Stil
in der No-Billag-Debatte
GASTKOMMENTAR VON MICHAEL GRAF.
Er ist Atmosphärenwissenschafter. Zudem befasst er sich mit Medien und Kommunikation.
Die No-Billag-Debatte wird immer hitziger. Insbesondere Eric Gujers Leitartikel «Die Schweiz braucht keine Staatsmedien» hat viele Reaktionen und Kritik ausgelöst (u.a.: 1, 2, 3, 4, 5). In einem Tweet behauptet nun Kurt W. Zimmermann, Chefredaktor der Fachzeitschrift «Schweizer Journalist» und Kolumnist für die «Weltwoche», dass die No-Billag-Gegner persönlich werden und ihre Kontrahenten auf primitive Art und Weise diffamieren. Er schreibt:
Belege für die Behauptung, Eric Gujer werde als niveauloser Dummkopf diffamiert, liefert Zimmermann indes keine.
Auf meine Frage per E-Mail, auf welche Aussagen er sich in seinem Tweet stütze, antwortet Zimmermann salopp:
Er meint damit wohl Manuel Puppis, Professor für Mediensysteme und Medienstrukturen an der Universität Fribourg und Hansi Voigt, den ehemaligen Chefredaktor des Newsportals Watson. Beide sind im Vorstand von «media FORTI», einem Verein, der sich nach eigenen Angaben für leistungsfähigen, unabhängigen und vielfältigen Journalismus in der Schweiz einsetzt. Eine weitere Nachfrage bei Zimmermann, welche Beiträge der beiden er konkret meine, bleibt unbeantwortet.
Dies überrascht nicht, denn bei Zimmermanns Aussage handelt es sich um ein typisches Strohmann-Argument, ein beliebtes Scheinargument. Man unterstellt einzelnen, oftmals fiktiven Diskussionsgegnern angebliche Argumente oder wie in diesem Fall unsachliche Äusserungen. Dadurch wird von tatsächlich vorgebrachten Argumenten in der Debatte abgelenkt, da der Gegner auf die Behauptungen reagieren muss. Zudem verfolgt Zimmermann mit seiner Aussage einen weiteren Zweck: Er versucht, die Diskussionsgegner allgemein als beleidigend («wenn man jeden SRG-Kritiker als niveaulosen Dummkopf diffamiert, so wie jetzt bei Eric Gujer») und arrogant («wird man sich am 4. März noch wundern, wie viele Dummköpfe es gibt in diesem Land») erscheinen zu lassen. Es handelt sich um ein sog. argumentum ad personam, also um ein Scheinargument, welches sich gegen Personen richtet und keinen eigentlichen Bezug zum Diskussionsthema aufweist. Dahinter steht normalerweise die Absicht, die gegnerische Position oder ihre Vertreter in Misskredit zu bringen, um die eigene Anhängerschaft zu emotionalisieren und neue Anhänger zu gewinnen.
Es ist stossend, wenn ein Journalist – insbesondere ein Journalist in der Position Kurt W. Zimmermanns – auf solche populistischen Methoden zurückgreift und unbelegte Behauptungen in den Raum stellt, um seine Diskussionsgegner zu diskreditieren. Klar ist, dass die Emotionalisierung einer Debatte immer von echten Argumenten ablenkt. Umso wichtiger ist es, Scheinargumente als das zu entlarven, was sie sind – der perfide und antidemokratische Versuch, eine sachliche Debatte zu unterbinden.