Selektive Empathie und Kriegstreiberei

Peter Ustinov hat gesagt:

 «Ich sehe keinen Unterschied zwischen Krieg und Terrorismus. Terrorismus ist der Krieg der Armen, Krieg der Terrorismus der Reichen.»

Weise Worte. Jetzt, fünf Tage nach den Anschlägen in Paris, lässt sich sagen: Das sehen die meisten Europäer anders – ganz anders. Auch Bundesrat Didier Burkhalter. Im Interview mit dem Blick sagt er:

Wenn es ein Krieg wäre, müsste die Schweiz neutral sein – gegen den Terrorismus kann man aber nicht neutral sein.

Worte, denen man Zeit lassen muss, sich zu setzen. Denn «übersetzt» heisst das: Wenn westliche Koalitionen ganze Regionen jahrelang zerbomben und dabei Hunderttausende töten, muss die Schweiz neutral bleiben. Wenn ein paar Extremisten in Paris 150 Menschen töten (so furchtbar das ist), kann selbst die Schweiz nicht mehr schweigen.

Didier Burkhalters Aussage bringt auf den Punkt, was in den Tagen nach den Pariser Anschlägen förmlich zu spüren ist: Wir leben in Zeiten selektiver Empathie. Töten ist nicht gleich töten, ein westliches Leben zählt das x-fache eines anderen Lebens. Terrorismus ist deshalb zig Mal verwerflicher als Kriege, selbst wenn diese Kriege völkerrechtswidrig sind, auf Lügen basieren und ein Tausendfaches an Leben kosten.

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Politisierende und pöbelnde Journalisten

Das Gros der Medienschaffenden ist sich einig: Roger Köppels neue Rolle als SVP-Nationalrat ist mit seinem Beruf nicht vereinbar, seine politische Aktivität eine journalistische Bankrotterklärung. Köppel wird jede Unabhängigkeit und Objektivität abgesprochen. Meines Erachtens zu Recht.

Nur: Was unterscheidet Roger Köppel von vielen anderen Journalisten, die sich auf Twitter und Facebook zu allem und jedem äussern und so ihre politische Position millimetergenau angeben? Bei Licht betrachtet: wenig. Köppel macht Parteipolitik (jetzt sogar im Nationalrat), die meisten Anderen «nur» Politik.

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Peter Hosslis Märchenstunde

Samstagmorgen, ich klicke auf die «Blick»-App und staune. Da steht, notabene als eine der Hauptschlagzeilen:

Clinton-Affäre, 9/11, Bushs Krieg, Obamas Rückzug, Islamischer Staat – oder warum es zur Flüchtlingskrise kam: Monica Lewinsky ist schuld

Der Lead von Autor Peter Hossli stimmt mich erwartungsfroh:

Um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Vergangenheit kennen. Die aktuelle Flüchtlingskrise begann mit einer Pizza, gefolgt von Oralsex.

Cool, endlich mal wieder richtige Satire, denke ich mir. Leider stelle ich beim Weiterlesen schnell fest: Nein, das ist kein satirischer Text, das ist ernst gemeint – ernst gemeint, nicht lustig, voller Fehler und Märchen.

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«Wer den Ursachen der aktuellen Flüchtlingsströme auf den Grund gehen will, muss 9/11 und die Folgen verstehen»

Der 14. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 hat in den Schweizer Medien wenig Spuren hinterlassen. Immerhin:

  • Fabien Feissli von «Le Matin» hat mit mir und anderen Kritikern der offiziellen Version gesprochen und daraus einen Text gemacht, der zwar nicht in die Tiefe geht, aber sachlich ist und auf die üblichen Diffamierungen verzichtet (PDF, Online).
  • Francesca Fumasoli hat mich für die Tessiner Online-Zeitung http://eticinforma.ch zum Jahrestag, zu den Folgen von 9/11 und zu meiner Unterschriftenseite 911untersuchen.ch interviewt. Das Resultat finden Sie nachfolgend.

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Islamischer Staat: Schweizer
Medien stellen sich blind

Der Islamische Staat (IS) hinterlässt eine Spur des Grauens. Wie damit seitens der Presse umgegangen werden soll, ist sicher nicht einfach zu beantworten. Was Schweizer Medien bieten, ist allerdings meist unterirdisch, die (gewollte?) Naivität, die uns entgegenschlägt, schwer zu ertragen. Jüngstes Beispiel: Der Kommentar von Christof Münger, Co-Leiter International beim «TagesAnzeiger», vom vorletzten Samstag. Er schreibt:

Bei all diesem Wahnsinn regt sich der spontane Wunsch, die von den Amerikanern angeführte internationale Koalition möge die IS-Extremisten endlich dorthin zurückbomben, wo sie mit ihrer kruden Sicht auf den Islam hingehören, in die Steinzeit nämlich. Wenn es nur so einfach wäre!

Das sind wahrlich zivilisierte Vorstellungen. Und konstruktive dazu. In zerstörten Gegenden finden die Menschen am einfachsten zu Vernunft und Frieden. Zudem: Es ist nicht nötig, diese Leute in die Steinzeit zu bomben, Herr Münger, das hat der Westen in weiten Teilen Iraks und Syriens bereits getan. Und tut es weiterhin. Deshalb radikalisieren sich mehr und mehr junge Muslime.

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9/11: Richard Gage in Lausanne

Seit Jahren fordern die Architects & Engineers for 9/11 Truth (AE911Truth) eine neue Untersuchung der Zerstörung der drei World-Trade-Center-Türme am 11. September 2001. Mittlerweile haben 2354 Architekten und Ingenieure die Petition unterschrieben.

Richard Gage, Gründer und Präsident von AE911Truth und einer der profiliertesten 9/11-Forscher, spricht heute Abend in Lausanne. Nicht verpassen!

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Regula Stämpfli: Rückfall ins Mittelalter

Regula Stämpfli, Politologin mit beachtlicher Medienpräsenz, hat in der «Weltwoche» einen Text pro Todesstrafe publiziert. Das ist ihr gutes Recht. In einer Demokratie darf man pro und kontra (fast) alles schreiben. Regula Stämpfli darf Menschenrechte mit biblischen Argumenten verneinen. Sie darf sich von einem Menschenbild leiten lassen, das längst vergangenen Zeiten entspringt. Sie darf polarisieren und der «Weltwoche»-Leserschaft nach dem Mund reden, selbst wenn es das Letzte ist, was sie tun sollte. Sie darf. Aber es zeugt von wenig Sachverständnis und von noch weniger Vernunft.

Regula Stämpflis Text steht unter der Spitzmarke «Philosophie». Schon der Titel – «Einbruch des Bösen» – zeigt, dass wir es eher mit Ignoranz als mit «Liebe zur Weisheit» zu tun haben.

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Ich bin viele Andere

Auch ich bin ein bisschen Charlie. Ich bin aber vor allem die Muslime, die unter Vorurteilen leiden. Ich bin die Zivilisten, die westliche Angriffskriege mit ihrem Leben bezahlen. Ich bin die Flüchtlinge, die ein hoffnungsloses Dasein fristen.

Auch ich bin ein bisschen Charlie. Ich bin aber vor allem die Wahrheit, die das erste Opfer von Krieg und Terror ist. Ich bin die Whistleblower, die man verfolgt und bestraft. Ich bin die kritischen Journalisten, die man diffamiert.

Auch ich bin ein bisschen Charlie. Ich bin aber vor allem der Rechtsstaat, der auf der Strecke bleibt. Ich bin die Unschuldsvermutung, die keine Rolle mehr spielt. Ich bin die Verdächtigen, die man einsperrt und foltert. Ich bin die Namenlosen, die man per Drohne ermordet.

Auch ich bin ein bisschen Charlie. Ich bin aber vor allem die offene Gesellschaft, die in Gefahr ist. Ich bin die Menschenrechte, die man mit Füssen tritt. Ich bin die Bürgerrechte, die beschnitten werden.

Auch ich bin ein bisschen Charlie. Ich bin aber vor allem viele Andere.

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Ein Blick ins journalistische Selbstverständnis des Thomas Ley

Am 21. Dezember veröffentlichten «SonntagsZeitung» und «TagesAnzeiger» Analysen der Extraktionsberichte des Handys von Geri Müllers Chat-Partnerin. In beiden Texten wurde deutlich, dass sich «Blick»-Chefredaktor René Lüchinger für eine Publikation der Affäre stark gemacht hatte.

Das gefiel Thomas Ley, «Blick»-Blattmacher und Mitglied der Chefredaktion, offensichtlich nicht. Er tweetete:

Wieder mal Storys u.a. über @Blickch ohne dass @Blickch angefragt wurde. Darum, fürs Protokoll: Es gab nie eine @Blickch-Geschichte, für die «der richtige Zeitpunkt» abgewartet wurde. Dass das jetzt ohne neue Belege wieder behauptet wird, ist sehr ärgerlich.

Ich war am 21. Dezember bereits im Besitz der Chat-Protokolle und hatte mir selbst ein Bild von René Lüchingers Verhalten machen können. Thomas Leys Aussage kam mir deshalb – gelinde gesagt – merkwürdig vor.

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Drahtzieher im Fall Geri Müller:
Chat-Protokolle legen ihre Winkelzüge offen

Seit Mitte Dezember bin ich im Besitz der Extraktionsberichte des Handys von Geri Müllers Chat-Partnerin. Offenbar sind die Protokolle breit gestreut worden. «SonntagsZeitung» und «Tagesanzeiger» haben bereits berichtet.

Die Medientexte geben mehr oder weniger das wieder, was auch ich in den Protokollen sehe: Geri Müllers Chat-Partnerin (nachfolgend CP genannt) ist Täterin und Opfer zugleich, PR-Berater Sascha Wigdorovits und Rechtsanwalt Josef Bollag hatten grossen Einfluss auf das Vorgehen CPs, Josef Bollag unterstützte sie sogar mit 2000 Franken. «Das Komplott», der Titel, den Catherine Boss über ihre Geschichte in der «SonntagsZeitung» setzte, ist treffend.

Das ist aber nicht alles. Wichtige Rollen spielten auch

  • «Weltwoche»-Vize Philipp Gut. Er führte, abgesehen von Josef Bollag, den ausführlichsten schriftlichen Verkehr mit CP, er hat sie nach einer längeren Pause wieder in Publikationsstimmung gebracht.
  • «Blick»-Chefredaktor René Lüchinger. Er betonte im Kontakt mit CP stets die Relevanz des Materials.

Deshalb lohnt sich meines Erachtens ein weiterer Blick in die Protokolle. Ich habe meine Analyse in fünf Kapitel aufgeteilt:

  1. Die Chat-Partnerin: verwirrt
  2. Sascha Wigdorovits: berechnend
  3. Josef Bollag: manipulativ
  4. René Lüchinger: unehrlich
  5. Philipp Gut: scheinheilig

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